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Die Sprache der Symptome

  • Prof. Dr. Martin Mittwede
  • 27. Juli
  • 3 Min. Lesezeit

Körper und Psyche bilden eine Einheit. Körperliches Erleben ist auch psychisches Erleben. Und psychisches Erleben zeigt sich gleichzeitig körperlich. Und trotzdem gibt es natürlich auch Unterschiede und komplementäre Funktionsweisen. So können wir gleichzeitig von wechselseitigen Einflüssen sprechen.

„Der Leib stellt die Seele, die Seele den Leib dar. Das Wichtige an deren Wechselspiel ist, dass sie einander vertreten“.

Victor von Weizsäcker


In diesem Sinne dienen beide einander. Was auf der einen Ebene nicht sichtbar werden kann oder darf, zeigt sich auf der anderen Ebene. Wichtig ist uns in diesem Kontext der innere Zusammenhang, dem wir auf die Spur kommen können. In der Ayurvedamedizin werden grundlegende Eigenschaften beschrieben, die sowohl auf der körperlichen als auch auf der psychischen Ebene eine Bedeutung haben können. Was bedeutet beispielsweise Schwere oder Trägheit oder Hitze?


Wenn wir Symptome verstehen wollen, nähern wir uns am besten ganz unschuldig. Wir gehen in das reine Schauen und Beobachten ohne große Interpretation. Darüber lässt sich schon vieles erschließen.


Ein weiterer Zugang ergibt sich über die Tiefenpsychologie. In den Lebensgeschichten der Menschen zeigen sich archetypische Bilder und Strukturen, die wir auch in den Mythen, Märchen, Sagen und Geschichten der verschiedenen Menschheitskulturen finden können.


Jeder Mensch hat in seinem Inneren eine Stimme, die ihm sagt, was für das eigene Leben wirklich gut ist. Dies ist die Überzeugung der ayurvedischen Psychologie, die weitgehend mit der Tradition des Yoga übereinstimmt. Zu oft geht in der Hektik des Alltags der Zugang zu dieser inneren Weisheit verloren. Wir verzetteln uns, nutzen Zeit für Dinge, die uns schwächen oder sogar schädigen, und verpassen so die Gelegenheit, tiefgehendes Wohlbefinden durch den Ausgleich zu erlangen, der uns in die Balance bringt.


Es lohnt sich also, auf die inneren Bilder zu schauen, die uns aus den Tiefen der Seele geschenkt werden. Nicht wenige Träume und Imaginationen sind zukunftsweisend und beleuchten zentrale Themen unseres Lebensweges.


Wichtig ist dabei, nicht fremden Regeln, die übergestülpt werden, zu folgen, sondern sich wirklich authentisch der eigenen Wahrheit zu nähern. Was dem einen bekommt, muss für den anderen noch lange nicht gut sein. Der Zugang ist hier ganz individuell. Es gibt da nicht die eine allein selig machende Lehre, die uns alles vorgibt. Das Verfolgen fremder Konzepte ist für viele der leichtere Weg, man muss nicht selbst nachdenken, sondern setzt einfach zum Beispiel eine neue Diät, eine Ernährungslehre, die angeblich alle gesund macht, um.


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Der eigenen Wahrnehmung und dem inneren Kompass zu folgen verlangt hingegen Eigenverantwortung, die uns langfristig auf einen Weg der Balance führt. Vergangene Erfahrungen, insbesondere auch belastende Erlebnisse, Erziehungsmuster usw. tragen dazu bei, dass wir oft nicht wirklich wissen, in welche Richtung wir uns wenden sollen.


Die innere Unterscheidungskraft, die uns den Weg weisen kann, wird „Buddhi“ genannt. Dieses Wort aus dem Sanskrit stammt von der gleichen Wortwurzel wie „Buddha – der Erwachte“ ab. Inneres Wachsein erzeugt Klarheit und Sicherheit. Das ist mehr als ein unklares Bauchgefühl. Es gleicht einer Erkenntnis, auf den Schienen des richtigen Weges zu fahren. Es entspricht der Transparenz und klaren Form eines Bergkristalls.


Wer Zugang zu den weisheitsvollen inneren Bildern und Erzählungen gewinnt, kann reich beschenkt werden. Er kann die eigenen Krankheitsdynamiken in ihrer Sinnhaftigkeit erkennen; denn nicht weniges, was wir Krankheit nennen, ist eigentlich ein Heilungsversuch, den wir aber nur zu oft blockieren.


Gesünder zu leben, mehr Glück durch die kleinen Erfahrungen des Alltags zu erleben, ist eine Kunst, die erlernt sein will. Das innere Wissen ist da, doch wir gehen zu oft daran vorbei. Daher lohnt es sich, dafür etwas zu tun.


Da sich im Leben immer wieder völlig neue Situationen ergeben, gilt es, sich auch immer wieder neu auszurichten, d.h. innerlich hinzuschauen, was jetzt gerade wichtig und dran ist. Das Gute, was wir dann erkennen, will ins Leben übertragen werden, d.h. es sollte nicht bei einer einmaligen Aktion bleiben, sondern Stabilität entsteht auf der Basis von Gewohnheitsbildung. Je realistischer es uns gelingt, einzuschätzen, was uns kräftemäßig möglich ist, desto besser werden wir eine kleine neue Gewohnheit mit Freude in unser Leben integrieren können. Nehmen wir uns also nicht zu viel vor, setzen aber das, was wir uns vornehmen, auch wirklich um.


Mir ist aufgefallen, dass sich viele Menschen den Dingen, die Ihnen wirklich Freude bereiten, viel zu selten zuwenden. Gewohnheiten zu ändern steht in dem Ruf, dass es anstrengend und unangenehm sein soll. Das muss aus Sicht des Ayurveda nicht sein, wenn wir vorher auf unseren inneren Kompass schauen. Dabei können wir nämlich entdecken, dass wir an vielen Freuden achtlos vorbeigehen, statt ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. In der Psychologie nennen wir das „stärkende Ressourcen“ und im Ayurveda „die Zuneigung zum Wohltuenden“, die aus dem Erleben und Erfahren erwachsen kann.



Symbolsprache der Symptome - Was sagen mir meine Symptome?
17. August 2025, 10:00–15:00 UhrTeufen
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